Radiologische Messzelle setzt auf schnelle und genaue Messungen und optimale Zusammenarbeit
Es ist Dienstag, der 25. Oktober um 8.30 Uhr. Mehrere Lastwagen treffen auf dem Parkplatz der Sporthalle der Gemeinde Engis ein. Dort versammeln sich die Mitglieder der radiologischen Messzelle des Nationalen Krisenzentrums (NCCN) unter der Leitung der Föderalagentur für Nuklearkontrolle (FANK), da soeben eine Meldung über eine Freisetzung radioaktiver Stoffe im Kernkraftwerk Tihange eingegangen ist. Glücklicherweise ist dies nur ein fiktives Szenario für die Übung zur nuklearen Notfallplanung, die heute und morgen in den Provinzen Lüttich und Namur stattfindet. Dank solcher groß angelegter Feldübungen sind die verschiedenen Behörden für einen realen nuklearen oder radiologischen Zwischenfall in Belgien gerüstet.
Die radiologische Messzelle besteht aus der FANK, dem Zivilschutz, der Verteidigung, der Föderalagentur für die Sicherheit der Nahrungsmittelkette (FASNK), dem Kernforschungszentrum SCK CEN und dem Nationalen Institut für Radio-Elemente (IRE). Für diese Übung – und in realen Situationen – werden Mitglieder jeder dieser Stellen vom Nationalen Krisenzentrum zur Leitstelle vor Ort und zum Hauptsitz des NCCN in Brüssel beordert. Vor Ort erfolgen Messungen mit mobilen Messteams, einem Hubschrauber (am 25. Oktober) und einer Drohne (am 26. Oktober), und in Brüssel werden die Messergebnisse ausgewertet. In echten Krisensituationen wird außerdem eine Evaluierungszelle eingerichtet, die der Regierung Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung und die Umwelt vorschlägt, aber dies wird in der Übung nicht berücksichtigt. Für die Leitstelle konnte die radiologische Messzelle auf die logistische Unterstützung der Gemeinde Engis zählen.
Thibault Vanaudenhove von der FANK koordiniert diese Notfallplanungsübung: „Wir halten jedes Jahr Übungen ab, aber wegen der COVID-Krise ist es schon eine Weile her, dass wir vor Ort geübt haben. Außerdem ist diese Übung umfangreicher als üblich, weil wir auch die Koordination und Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren testen wollen. Normalerweise führt jede beteiligte Stelle interne Übungen durch, um ihr eigenes Krisenmanagement zu testen, aber dieses Mal gibt es einen groß angelegten Einsatz aller Beteiligten vor Ort.“
Wenn sich ein nuklearer Unfall ereignet, ist es wichtig, die Radioaktivitätswerte in einem großen Gebiet schnell und genau zu erfassen und die Auswirkungen auf die Bevölkerung und die Umwelt abzuschätzen. Zunächst gehen Messteams vor Ort, und danach werden häufig Hubschrauber eingesetzt, an denen Messgeräte befestigt sind, um radioaktiv kontaminierte Gebiete in einem größeren Umkreis zu ermitteln.
Heutzutage werden auch Drohnen genutzt. Sie eignen sich eher für die Überprüfung kleinerer Gebiete, z. B. bestimmter Grundstücke oder landwirtschaftlicher Flächen. Ein weiterer Vorteil von Drohnen besteht darin, dass sie selbst über dem betreffenden Standort fliegen können.
Annelies Verlinden, Ministerin für Inneres, institutionelle Reformen und demokratische Erneuerung, war ebenfalls bei der Notfallplanungsübung an der Leitstelle anwesend und stellte fest: „Die Dinge, die wir am häufigsten tun, können wir am besten. Und am schnellsten. Denn Geschwindigkeit ist ein wesentlicher Faktor im Krisenmanagement. Deshalb sind regelmäßige Übungen so wichtig. Jeder Dienst für sich, aber auch – und in erster Linie – alle zusammen. Dank Übungen wie der heutigen weiß jeder, was von ihm erwartet wird und was er von anderen erwarten kann. Denn in Krisenzeiten muss man auf Automatismen zurückgreifen können.“